TCM und Emotionen
Teil 1 - Herz-Feuer
Die Traditionelle Chinesische Medizin ist bekannt dafür, dass sie sehr genau die komplexen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Organsystemen des menschlichen Körpers und deren wechselseitigen Beeinflussung untersucht, um der Ursache von Krankheitserscheinungen auf den Grund zu gehen. Sie hat aber auch die enge Verbindung zwischen den Organsystemen und Emotionen entdeckt. Jedem Organsystem ist eine bestimmte Emotion zugeordnet. Dabei kann sowohl eine starke Emotion ein körperliches Leiden als auch eine körperliche Funktionsstörung eine verstärkte Emotion verursachen. Auch bei Emotionen gilt also, dass sie in einem harmonischen, ausgeglichenen Verhältnis zueinander stehen sollen.
Die TCM zeigt diese Zusammenhänge durch das System der Wandlungsphasen, die auch Elemente genannt werden. Sie sind in einem Kreis miteinander verbunden. Die aufeinander folgenden Systeme bilden den sogenannten Fütterungs- oder Mutter-Kind-Zyklus, und wirken sowohl vorwärts als auch rückwärts. Außerdem kontrollieren sie sich über das Element, das dem unmittelbaren Nachbarn vorher- bzw. vorangeht.
Der Sommer wird vom Element Feuer und damit vom Organpaar Herz-Dünndarm beeinflusst. Die unmittelbaren Nachbarn sind das Element Holz (Leber-Galle ← Mutter) und Erde (Milz-Magen → Kind). Das Element Wasser (Niere-Blase) kontrolliert das Feuer, während das Element Feuer das Element Metall (Lunge-Dickdarm) kontrolliert.
Die Emotion, die dem Feuer zugeordnet wird, ist die Freude. Freude ist in erster Linie eine angenehme Emotion. Jeder kennt das Gefühl, wenn man an Weihnachten das heiß ersehnte Geschenk auspackt. Auch eine bestandene Prüfung, die Vorfreude auf den Urlaub oder das Zusammensein mit Freunden ist mit einer angenehmen Empfindung verbunden. Aber auch Freude kann im Übermaß vorhanden sein, wenn wir uns z.B. sehr lange auf etwas gefreut haben und es dann endlich eintritt. Dies kann zu großer innerer Unruhe führen, man ist „außer sich“ vor Freude. Als Beispiel einer körperlichen Erkrankung kann hier die durch das „Honeymoon“-Syndrom ausgelöste Blasenentzündung dienen. Die gesteigerte Freude der Braut in den Flitterwochen kann zu Herzhitze führen, die über den Dünndarm abgeleitet wird. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die Blase, die sich dadurch aus TCM-Sicht ebenfalls erhitzt und auch ohne bakterielle Ursache entzünden kann. In der modernen Medizin bezeichnet man solche Zustände auch als „Eustress“, der im Gegensatz zum „Disstress“ positiv bewertet wird. Meine Erfahrung zeigt aber, dass auch ein Übermaß an Eustress belastet. Egal aus welcher Ursache der „Stress“ entsteht, es kommt zur Bewältigung der Situation zu einer Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol aus der Nebenniere. Diese sorgen dafür, dass genügend Energiereserven vorhanden sind, der Blutdruck wird erhöht, reflexartiges Handeln wird zu Ungunsten von überlegtem Handeln gesteigert. Aus diesem Grund kommt es bei langanhaltendem Stress auch zum Verlust der Gedächtnisleistung. Der Wunsch nach Eustress und dem dabei zunächst angenehmen Gefühl birgt ein gewisses Suchtpotenzial. Sicherlich haben Sie schon einmal den Begriff „Adrenalin-Junkie“ gehört: Das sind Menschen, die immer wieder dieses Hochgefühl erleben wollen und dafür oft Grenzen überschreiten. Nicht selten setzen Sie dabei Ihre Gesundheit aufs Spiel, um immer wieder diesen berauschenden Zustand, den Kick, zu erleben. Auf Dauer entstehen dadurch auch organische Symptome, z.B. allgemeine Unruhe, Herzklopfen, Einschlafstörungen. Weitere Symptome betreffen die benachbarten Organsysteme im Fütterungs- und Kontrollzyklus, z.B. Müdigkeit und Erschöpfung durch Leberschwäche, Verdauungsprobleme und allgemeiner Energiemangel durch Milz-Qi-Mangel und viele andere. Weitere Gefühlsstörungen können folgen, die ich in den Blogartikeln zu den jeweiligen Organsystemen erläutern werde.
Wenn Sie mehr erfahren wollen über die Zusammenhänge zwischen Emotionen und körperlichen Symptomen und wie Sie Ihr Gefühlsleben vorbeugend unterstützen können, vereinbaren Sie gerne einen Termin für ein kurzes Informationsgespräch.